Pressemitteilung

Mit großer Bestürzung und tiefer Trauer hat der Zentralrat der Eziden in Deutschland (ZED) heute vernommen, dass in den letzten Tagen sich zwei Todesfälle ereignet haben, bei denen es sich um sog. „Ehrenmorde“ handeln könnte.

In beiden Fällen, die sich nach unseren ersten Erkenntnissen in Dortmund und in Köln ereigneten, soll es sich um junge ezidische Paare gehandelt haben, die aus dem Irak stammen.

1.
Nach unseren Informationen kam es am Dienstagabend, dem 30. Oktober gegen 22:30 Uhr in Dortmund-Scharnhorst zu einer Auseinandersetzung zwischen einem 31-jährigen und seiner ehemaligen Lebensgefährtin. Während der Auseinandersetzung zog der Mann ein Messer. Im Verlauf der Tat stach er mehrmals mit einem Messer auf die 31-jährige ein. Daraufhin rief er selbst die Polizei an. Anschließend konnten die Beamten den Mann am Tatort festnehmen. Zudem wurde eine Mordkommission der Polizei Dortmund eingesetzt.

2.
In dem Kölner Fall soll es sich um ein Paar gehandelt haben, das zwei Jahre lang verheiratet war und inzwischen geschieden ist. Der Mann wollte sich offensichtlich mit der Scheidung nicht abfinden. Er stieg gewaltsam durch das Fenster ins Haus der jungen Frau und tötete sie durch mehrere Schüsse. Der Täter wurde von der Polizei festgenommen und wird derzeit zu den möglichen Motiven befragt.

Der Zentralrat der Eziden e.V. verurteilt aufs Schärfste diese „Ehrenmorde“ und stellt klar, dass sie weder religiös gerechtfertigt sind noch gesellschaftlich hingenommen werden. „Menschen, ganz gleich aus welchem Land sie stammen, haben die hiesigen Werte und Normen zu akzeptieren und zu achten“, so die Leiterin der Frauenkommission und stellv. Vorsitzende des ZED Zemfira Dlovani. „Als Rechtsanwältin wünsche ich mir, dass die Täter nach unseren Gesetzen die angemessene Strafe bekommen, ohne kulturellen oder religiösen Rabatt. Denn es darf keine Rolle spielen, dass in ihren Herkunftsländern der Mord einer Frau zu keiner nennenswerten Strafe führt. Darauf dürfen die deutschen Gerichte keinerlei Rücksicht nehmen. Vielmehr muss das Gesetz, das hier gilt, vollumfänglich zur Geltung kommen.“

Gian Aldonani, Vorstandsmitglied des ZED, die selbst aus dem Irak stammt, führt aus: „Wir stehen den Familien bei und hoffen, ihnen in ihrer Trauer eine Stütze zu sein. Auf keinen Fall werden wir solche Taten dulden, diese Männer müssen auch gesellschaftlich spüren, dass ihre Ehre erst dann verletzt ist, wenn sie gerade solche unehrenhafte Taten ausüben und dafür erst recht aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden.“

„Wir möchten nicht nur diese feigen Taten verurteilen, sondern müssen aktiv innergesellschaftlich
dagegen wirken”

Dr. Irfan Ortac, Vorsitzender des Zentralrates der Êzîden.

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