Seit Jahren und zuletzt am 03.08.2018 appellieren wir Êzîden an die
Welt, dafür zu sorgen, dass die Gewaltspirale in Shingal ein Ende
findet, damit auch die Êzîden in Würde und Frieden in ihrer Heimat leben
können. Leider bisher ohne Erfolg.
Der Tod von Zeki Shingal hat
uns Êzîden zu tiefst betroffen. Er hat in Shingal an vorderster Front
gegen den IS gekämpft und hat stets für die Einigung der Êzîden
geworben. Besonders abscheulich ist die Tatsache, dass die Türkischen
Luftangriffe, durch die Zeki Shingali am 15. August 2018 umgekommen
ist, genau am Jahrestag des Massakers auf die êzîdischen Bewohner in
Koço in 2014 erfolgten.
Wir hoffen, dass der Tod von Zeki Shingali nicht umsonst ist.
Wir wünschen in erster Linie seiner Familie unser herzliches Beileid.
Vor 2 Tagen erreichte uns die Nachricht über den Fall von Ashwaq.
Wir sind zutiefst betroffen und finden es sehr schade, dass wir von
ihrem Fall nicht vorher Kenntnis erlangten. Vielleicht hätten wir ihre
Ausreise verhindern können, in dem wir ihr geholfen hätten, sich wieder
sicher zu fühlen.
Ashwaq H. ist eine Êzîdin, die im Jahr 2014 von
dem selbsternannten IS entführt wurde. Im Rahmen des Kontingents kam
sie nach Baden-Würtenberg und fühlte sich hierzulande zunächst sicher.
Wir haben mit ihr gestern telefoniert und sie berichtete uns Folgendes:
Im Februar 2018 soll sie nach eigenen Angaben dann auf offener Straße
in Schwäbisch-Gmünd ihren Peiniger getroffen haben, der sie für 100
US-Dollar gekauft hatte. Sie habe ihn sofort erkannt, er sie
offensichtlich auch. Er hatte offenbar auch keine Angst erkannt zu
werden, sondern trat ihr sicher entgegen und sagte ihr, dass er alles
über sie wisse.
Sie ging zur Polizei und berichtete über diese
Vorfälle. Die Beamten bei der Polizei sollen ihr gesagt haben, dass
dieser Mann, ihr Peiniger, genauso wie sie Asylbewerber sei und dass sie
nichts gegen die Situation tun könne; er habe schließlich in
Deutschland kein Verbrechen begangen. Sie habe dann lediglich eine
Telefonnummer bekommen, die sie anrufen könne, wenn er sie wieder auf
der Straße ansprechen würde.
Mit ihr wurde heute morgen ein Interview geführt, dieses finden Sie unter folgenden Beiträgen:
Uns stellen sich viele Fragen, denen wir selbstverständlich nachgehen
werden. Bei zuständigen Stellen haben wir bereits Anfragen gestellt. Es
wird zu klären sein, ob ihre Anzeige aufgenommen, ein
Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Wenn ja, was war das Ergebnis?
Die Sicherheitsbehörden sollen jedenfalls informiert gewesen sein, eine
Stellungnahme liegt uns jedoch noch nicht vor.
Wir finden es
schade, dass es soweit kommen musste und wir werden alles uns mögliche
tun, damit ein solcher Fall sich nicht wiederholt. Die Frauen, die sich
aus der IS-Gefangenschaft befreien konnten, sollten sich hier in
Deutschland sicher fühlen.